NOACHS KASTEN
II
Sündhaft große Wassermassen
drängen Gott, sie abzulassen,
und so treibt er an zur Eile:
„Nehmt euch Hämmer, Sägen, Beile,
schlagt im Tann genügend Holz,
für ‘nen Kasten, der – was soll’s –
groß genug ist, all das Leben,
das euch lieb ist, aufzuheben:
fünfzig Ellen in der Breite,
sechsmal länger an der Seite,
und nach oben dreißig hoch,
ellengroß das Fensterloch.
Ferner braucht es drei Etagen,
wie auch Kammern für Bagagen,
lange kann die Reise währen,
und ihr müßt euch selbst ernähren,
gut verpicht muß alles sein,
denn sonst dringt ja Wasser ein!“
Gleich, nachdem Gott so gesprochen,
sind die Männer aufgebrochen,
und die Frauen unterdessen
packten Wäsche ein und Essen.
Ängstlich blickte das Getier.
(Keine Angst, es bleibt nicht hier!).
NOACHS KASTEN
III
Noach hat Gott gut vernommen
und läßt alle Tiere kommen:
Schwan und Schwänin, Erpel, Ente
Sau und Eber… Ach, ich könnte
mich jetzt stundenlang abquäln,
um sie alle aufzuzähln.
Noach teilt sie unbeschreiblich
sachlich ein in männlich, weiblich.
(Das Verhältnis zwischen beiden
wird – wenn’s gut ist – wohl entscheiden,
daß, wenn alles untergeht,
Neues nachwächst und entsteht.)
Noach lädt die Paare ein,
demnächst mit an Bord zu sein.
Gott – das ist den Klugen klar –
macht, was er gesagt hat, wahr.
Wer gut aufmerkt, hört’s schon grollen,
weiß, wohin die Wellen wollen.
Unterm Himmel, der sonst blau ist,
hängt ein Grau, das gräßlich grau ist,
lange kann es nicht mehr dauern,
bis die Wolken sich in Schauern
über Berg und Tal ergießen
und die Blitze niederschießen…