NOACHS KASTEN
VORSPRUCH
Seit fast sechsmal tausend Jahren
steht verzeichnet, wie wir waren.
Biblisch alte Bücher schreiben,
daß wir stets die gleichen bleiben:
besser – wenn’s uns schlechter geht,
böser – wenn der Wind sich dreht.
Kaum, daß Gott die Welt geschaffen,
gab’s schon Streit und Krach und Waffen.
Selbst von Gottes nächsten Leuten
schliefen viele mit den Bräuten
andrer Männer. Gott verstand
kaum noch, was er da vorfand.
Nichts von dem, was er einst dachte,
wurde, was der Mensch dann machte.
Alsbald war, man kann’s verstehen,
Menschheits Ende abzusehen.
„Weg mit allem, was ich schuf!“,
schrie sich Gott um seinen Ruf.
„Statt aufs Böse einzulenken,
will ich alle Welt ertränken!
Keinen finde ich auf Erden,
der’s verdient, verschont zu werden.
Auch die Tiere hab ich satt,
alles mach ich breit und platt!
NOACHS KASTEN
I
Aber Gott – und das ist wichtig! –
sah noch einmal hin. Und richtig:
Eine Frau, die er kaum kannte
und die sich Frau Noach nannte,
saß mit ihrem Mann vorm Haus
und sah, wie sie war, auch aus:
friedlich, fröhlich, offen, heiter,
kinder-, tierlieb und so weiter.
Sem, Ham, Jafet – ihre Söhne –
hatten Frauen voller Schöne.
„Die acht Guten“, dachte Gott,
„rette ich in einem Pott,
der die Wasser überdauert…“
(Wenn ein Unheil droht und lauert,
weiß Gott, wie wir hieran sehen,
Mittel, um’s zu überstehen.)
Beide Noachs, Mann und Frau,
bau’n auf Gott vor ihrem Bau.
Und die Tiere, die mit ihnen
lieb und freundlich sind, verdienen
Gottes Zorn genausowenig,
aber Gott ist Herr und König.
(Was jedoch bei ihm nicht heißt,
daß er sich darin verbeißt.)