NACHSATZ: VOR HEINE
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Auch fuhr ich nach Lobetal hinaus
Zu den Armen im Geiste, den Schwachen,
Dem Stammsitz aller Politbüros,
Um mich endlich kundig zu machen.
Doch als ich zu Herrn Pfarrer Holmer kam,
Nach Margot und Erich zu fragen,
Schlug mir des Mannes Rechtschaffenheit
Gehörig auf den Magen.
Ein Christ wie ein Mann, ein Mann wie ein Christ:
Die Hände energisch gefaltet,
Da wird jedes Leben, auch wenn es noch ist,
Unentrinnbar gestylt und gestaltet.
Zu gerne hätt‘ ich den beiden gesagt,
Daß ich mich in ihre Schuld teile,
Wußt‘ ich’s doch lebenslang schlimmer als sie:
Aufgrund der Klassenkeile.
Doch waren beide schon abgereist,
Nach Lindow, wie ich gleich hörte.
Da war mal ein Judenfriedhof, dem ging’s
Unter ihnen wie ihnen: er störte.
NACHSATZ: VOR HEINE
Das Volk lief zusammen, machte Rumor,
Verlangte, daß man die beiden
In eines der zahllosen Heime schafft,
Die den Alten das Altern verleiden.
Ich wäre – Kunststück! – nicht ganz so hart
Mit den beiden umgesprungen.
Hab‘ ich doch – widersetzlich apart! –
Mein Lied unter ihnen gesungen.
Nun hat sie in Beelitz ein Lazarett
Der Russen aufgenommen…
(Unentwegt biblisch: Auch Lazarus ließ
Vorm HErrn seine Herrn nicht verkommen.)
Ich liebe mein Volk, so wie es mich liebt.
Das heißt: Wir sind uns wie Fremde.
Steht ihm der Sinn, erschlaffe ich;
Erschlafft es, bauscht sich mein Hemde.
Deutschland, mein Deutschland, ein Ungetüm
Unter Europas Gestalten:
Ein Wintermärchen, ein Spuktraum, ein Alp
Denen, die’s lieben und halten …