CHOPINIADE
XIII
„Am Rand inmitten des Vereins…”
(Hauptnenner für’s bedrohlich Schizogene
Nun zwiefach deutsch potenter Szene.)
Viel Heimland? Ja! Ein einig Deutschland? Bitte, keins.
Jenseits der Elbe, wie der Oder und des Rheins,
Liegt fremd, was uns einst nahelag. Vertan durch jene,
Die wir erwählten und gewähren ließen. Auch ich sehne
Mich nach dem Fußbreit Boden. „Jedem seins!“ –
KZ -Tor-Inschrift! -. Die Geschichte
Sind wir und unsre Eltern… Die Gesichte
Simone Machards… O, Bruder Brecht,
Du littest deutsch, sprich: recht und schlecht.
Recht kann nur sein, was allen frommt;
Schlecht, was nur uns zugute kommt.
3. März 1989
CHOPINIADE
XIV
Schlecht, was nur uns zugute kommt!
(Geh, und erkläre das den deinen,
Und duck‘ und schirme dich vor Steinen,
Die ringsum niederhageln.) Prompt
Vergeht mir alles. Mein verkommt
Zu bloßer Meinung. Mir erscheinen
Bejahen, Zweifeln und Verneinen
Als einzig treibend. Ausgebombt
Und eingemauert, abgeschrieben,
Dennoch verkauft und zugeführt,
Verbrannt und brennend hiergeblieben,
Gelichtet leuchtend, angerührt
Vom Schlagstock (lang), fernab der Grenze:
„Die Flügel grüßen dich, die Schwalbenschwänze!”
24. November 1989