BUCHER SONETTE
WAS WIE EIN ENDE
Was wie ein Ende lockt, droht, scheint,
Nimmt, gottverdammt, -seidank, kein Ende.
Uns zerren, tragen zwei, drei Hände
Ans Licht der Welt, die lacht, schläft, weint.
Geborgt, geborgen. Leben meint
Nichts weiter als: Mein Gott, entsende
Dich endlich selbst, mein Gott. Und wende
Bloß ab von dir, was uns versteint.
Das schwer Ertragbare, das wir ertragen,
Trägt uns verendend zum Beginn.
Von den wie ungelebten Tagen
Sind nur die ungeliebten hin.
Es bleiben, treiben die bemühten
Unendlich neu-, erotisch schöne Blüten.
Ende Dezember 1987 – Ende März 1988
BUCHER SONETTE
UNVERSICHERT SICHER
Halt bietet in dem ungewissen
Partiellen Wissen nur das eine:
Daß wirklich nichts gewiß ist. Keine
Versicherung, die nicht beschissen,
Sich gut berechnend und gerissen,
Bezug nimmt auf das Allgemeine.
Das Ungemeine beißt als kleine
Schar unversichert in die Kissen
Aus Angst und Schmerz. Und übersteht,
Geliebt und liebend, alle Prozeduren.
Hellwach verlangsamt, ticken unsre Uhren
Nach einer Zeit, in der Sekunden
Viel länger, schöner sind als Stunden,
In denen Leben sonst vergeht.
31. März 1988