BUCHER SONETTE
DER TOD, DER UNS EREILT
Der Tod, der uns ereilt, sprich: mählich
Vom Baum des Lebens abpflückt, spuckt
Verächtlich unsre Kerne aus. Mich juckt
Kein Nachher, Ewigsein und Selig.
Gehabt, gewesen. Schmachtend, schmählich.
Ich hab mir alles ausgeguckt.
Wahr ist: Ich hab zuviel gezuckt!
Quält es mich oder quäl ich?
Das war die Frage meines Lebens,
Das nichts Besondres hatte, hat.
Schön, daß ich dennoch… Bin gewesen…
War liest sich mir wie englisch „war“. Anstatt
Klein beizugeben, drehte ich vergebens
Groß die Grammatik auf. Und war zu lesen…
22. April 1988
BUCHER SONETTE
PROGNOSE
Daß du mir wurdest, warst und bist,
Macht mich vor Glück und Unglück weinen.
Dein Leid mein Lied mein Leid… Vom kleinen
Sichausdenkbaren lebt der Christ.
Die allzu knapp bemeßne Frist
Des Da- und Hierseins unter seinen
Gekreuzten Flügeln bietet keinen
Raum, der uns angemessen ist.
Ich geh zugrunde wie du mir
Zugrunde gehst. Wir stehen,
Vom Glück verlassen, einfach einsam…
Tödlich verwundert und verwundet. Ins Revier
Vorausgegangnen Menschensohnes gehen
Wir vielleicht, -schwer gemeinsam…
24. – 29. April 1988